Bericht aus Sicht der Bienen

Bericht der Bienen des Imkerverein Vilseck über ihre Erfahrungen mit ihren Probeimkern
Nun ist die Arbeit für uns Bienen zu Ende und wir richten uns schön gemütlich in unserer Beute ein. Jetzt haben wir auch Zeit auf das vergangene Jahr zurückzublicken, das für uns etwas anders war als sonst. Wir Bienen des Imkerverein Vilseck hatten heuer ein besonderes Erlebnis, wir arbeiteten nämlich für sogenannte Probeimker. Das sind Menschen, die sich für uns Bienen interessieren, aber nicht wissen wie man mit uns umgeht. Sie wollen sich erst mal informieren und probieren, ob sie sich mit uns anfreunden können. Ob das gut geht? Zum Glück hat Richard Schecklmann, ein erfahrener Imker unseres Vereins diese „Azu-bees“ als Pate das ganze Jahr über fachlich und praktisch betreut.

Nach unserer Winterruhe hatte er uns bereits einen günstigen Platz für die Frühjahrsblütensaison mit vielen Wiesen, Obstbäumen und Rapsfelder ausgesucht. Im April stellte er uns die Probeimker vor. Sie betrachteten uns anfangs mit erwartungsvollen Augen, aber mit respektvollem Abstand. Wir waren auch etwas skeptisch, aber durch die Kompetenz des Imkerpaten sahen wir uns alle in guten Händen. Die Neulinge brachten doch tatsächlich Imkeranzüge zum Schutz mit, dabei sind wir harmlos und gutmütig. Der Imkerpate erzählte ihnen erstmal ausführlich wie unser Bienenstaat aufgebaut ist. Wir haben zwar eine Königin, deren einzige Aufgabe es ist, viele Eier in den Zellen abzulegen, die wir zu Bienen aufziehen. Die erforderlichen Entscheidungen treffen aber wir Arbeiterbienen nach dem Mehrheitsprinzip. Das funktioniert sehr gut. Die männlichen Drohnen dulden wir nur im Sommer, solange wir sie brauchen. Unser Pate erklärte ihnen dann, was bei uns in einem Bienenstock alles geschieht und was wir brauchen, damit wir uns wohlfühlen und erfolgreich sind. Wir möchten aber nicht unnötig bei unserer Arbeit von den Imkern gestört werden.

Dann teilte er uns jeweils einem Anfängerimker zu. Sie durften auch mal kurz zu uns in den Bienenstock reinschauen. Alle wollten unsere Königin sehen, aber die verstecken wir gut; sie ist für uns ja sehr wichtig, ohne sie würde unser Volk eingehen. Wir haben natürlich niemanden gestochen, sie gingen auch sehr vorsichtig mit uns um. Nach diesem ersten positiven Treffen vereinbarte die Gruppe, sich jeden Freitag mit uns zu treffen. Beim zweiten Date begrüßten sie uns schon gutgelaunt mit hallo Mädels. Unter der Anleitung des Paten unterstützten sie uns immer zum richtigen Zeitpunkt beim Wachsen unseres Volkes, gaben uns rechtzeitig Waben für die Brutpflege oder später für die Honigeinlagerung. Der Pate erklärte den Anfängern immer erst was und warum etwas zu machen ist. Anschließend machte es jeder an seinem Volk selbst nach. Das war am Anfang für uns nicht so einfach. Manchmal mussten wir schnell ausweichen, damit sie uns nicht beim Umsetzen von Waben erdrückten. Ein Probeimker hatte ein Faible für ein Räuchergerät, den Smoker. Damit blies er viel Rauch in unseren Bienenkasten. Wir bekamen meist einen Hustenanfall und liefen schnell davon. Mit der Zeit klappte die Zusammenarbeit ganz gut, sie haben sich ganz geschickt angestellt. Wir waren auch ganz fleißig und sammelten eine Menge Blütenhonig. Die strahlten richtig, als wir ihnen den ersten Honig überließen. Wir haben später erfahren, dass sie beim ersten Probieren unseren Honig als den besten erklärten.

Für uns Bienen ist es wichtig zum Fortbestand im Sommer ein neues Volk zu gründen. Die Imker bildeten mit einer neuen Königin und jungen Bienen aus unserem Volk ein kleines Bienenvolk, das sich bis zum Herbst zu einem kräftigen Volk entwickelte. Einmal passten sie jedoch nicht auf, da vollzogen wir die Völkervermehrung auf unsere Art. Die Kolleginnen zogen mit der Königin in einem Bienenschwarm aus dem Bienenkasten aus und suchten sich eine neue Bleibe. Die daheim gebliebenen Bienen zogen dann eine neue Königin auf. Das gute Sommerwetter verschaffte uns viel Arbeit. Erst der Nektar von Himbeerblüten und anderen Sommerblumen, dann eine Menge Blatthonig und zum Schluss mussten wir noch Waldhonig einholen. Ich sag euch, wir haben ganz schön geschuftet. Unser Honigraum war randvoll. Aber unsere Probeimker holten sich diesen Schatz wieder. Da waren wir schon etwas sauer und beschwerten uns, aber sie ließen sich nicht überzeugen trotz einiger Stiche, die ihnen unsere Wächterkolleginnen verpassten. Na ja, sie gaben uns sofort eine fertige Zuckerlösung, damit wir einen ausreichenden Wintervorrat anlegen konnten.

Dann gab es aber nochmal puren Stress für uns. Sie benebelten uns mit Dämpfen von Ameisensäure. Diese Tortur ist für uns nicht schön, muss aber sein, um einen lebensbedrohlichen Feind, die Varroamilbe loszuwerden. Ohne diese Unterstützung durch die Imker könnten wir nicht überleben. Danach war unsere wichtigste Aufgabe die Aufzucht von Winterbienen. Dazu benötigen wir neben Futter auch eiweißreichen Pollen. An unserem Standort gab es viel Auswahl, darauf achteten unsere Imker bei der Standortwahl.

Viel gibt es jetzt nicht mehr zu tun, aber unsere Imker besuchen uns noch oft und beobachten uns am Flugloch. Einige Kolleginnen fliegen dann zur Begrüßung eine Runde, damit sie wissen mit uns ist alles in Ordnung. Wir glauben unsere Probeimker sind mit uns sehr zufrieden. Sie wollen uns behalten und mit zu sich nach Hause nehmen. Aber auch wir mögen unsere Imker und freuen uns schon auf das nächste Jahr mit ihnen.

Vielleicht kommen dann wieder ein paar neue „Azu-bee-Imker“ dazu. Wir haben gehört, der Imkerverein freut sich schon auf die nächsten Interessenten.